Probesteine A, B, C, D und 8C
von Bayer für Lego
Ingo Althöfer, Dezember 2013; neu formatiert im September 2019.
In den 1950er Jahren wurden Lego-Steine aus dem Kunststoff
Cellulose-Acetat (=CA) hergestellt. Anfang der 1960er Jahre
wandte sich die Firma Lego an den Chemie-Konzern Bayer
mit dem Auftrag, noch bessere Kunststoffe für die Spielsteine
zu entwickeln. Das Ergebnis waren Lego-Steine aus
Acrylnitril-Butadien-Styrol (=ABS). ABS war relativ
preisgünstig und einfach im Spritzguss zu verarbeiten.
Es erlaubte sehr enge Toleranzen und ist viel farbechter,
stabiler und stossfester als CA.
In einer relativ frühen Phase hatte Bayer vier verschiedene
Abstufungen zu dem neuen Kunststoff hergestellt. Die mit
A bezeichneten Steine hatten die kleinste Klemmkraft,
B-Steine klemmten etwas besser, C-Steine noch
mehr, und D-Steine am meisten. Die C-Steine wurden
der Standard, und bei folgenden Feintests gab es solche
Probe-Steine, bei denen alle 4x2 Noppen mit dem Buchstaben
C versehen waren. Diese Steine bekamen in der Sammlerszene
den Namen 8C.
Mit einer Handvoll solcher Bayer-Steine habe ich trockene
"Wasch"-Experimente
gemacht. Genauer waren es je fünf Steine der Typen A, B, C, D, 8C.
Diese insgesamt 25 Steine wurden als Einzelsteine in eine alte Socke
gesteckt und zugeknotet.
Dann habe ich (ganz ohne Einsatz von Wasser) die Socke mit
den Händen gewalkt, genau 200 mal.
Das Walken dauerte gut zwei Minuten. Danach die Socke
geöffnet, die Steine herausfallen lassen und das Ergebnis
protokolliert. Hier sind zwei typische Ergebnisse in Fotos festgehalten:
Für jeden solchen Durchgang habe ich gezählt, wieviel Steine von welchem
Typ als Einzelsteine herauskamen und wieviele als Teil eine Komplexes.
Das Gesamtergebnis nach zwölf Durchgängen war:
Typ A insgesamt 33 Mal in Komplexen
Typ B insgesamt 29 Mal in Komplexen
Typ C insgesamt 24 Mal in Komplexen
Typ 8C insgesamt 22 Mal in Komplexen
Typ D insgesamt 15 Mal in Komplexen
Auch wenn das Ergebnis statistisch nicht signifikant ist,
habe ich doch eine Tendenz herausgelesen:
Die Steine mit kleiner(er) Klemmkraft finden sich
häufiger in Komplexen wieder: A vor B vor C und 8C
vor D.
Das mag im ersten Moment überraschen, weil stärkere
Klemmkraft doch für besseren Zusammenhalt steht. Sie
bedeutet aber auch, dass ein grösserer Widerstand
überwunden werden muss, wenn sich zwei Steine zusammensetzen.
Dank
Verschiedene Personen haben mir vor den und
für die Experimente geholfen.
Michel Kroess aus den Niederlanden
hatte in einem Web-Blog sehr viele Informationen
zu Probe-Lego-Steinen zusammengestellt.
Hier!
Garry Istok aus den USA
gab im 1000steine-Forum den Hinweis
auf die von Michel Kroess geschriebenen
Texte und gezeigten Fotos.
Sebastian Kirst aus der deutschen AFoL-Szene
hat mir einige seiner Bayer-Steine für die
"Wasch-Experimente" geliehen.
Allen drei Personen danke ich.
Bayers Stolz
Die Firma Bayer war stolz darauf, für Lego den
tollen Kunststoff ABS gefunden zu haben, und kann es
auch wirklich sein. Am 10. Juli 1967 hatte Bayer im
Magazin "Der Spiegel" eine ganzseitige Anzeige
geschaltet:
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