Im Zentrum unseres Planetensystems ist die Sonne. Sie versorgt die Erde mit Licht und Wärme. Die Sonne ist aber keine perfekte gelbe Kugel, sondern hat viele (vor allem innere) Strukturen und Substrukturen. Das bekannteste äussere Anzeichen der dynamischen Vorgänge in der Sonne sind die dunklen Sonnenflecken.
Die Sonnenflecken sind aber nicht von ewiger Dauer, sondern entstehen und verschwinden immer wieder neu. Sonnenbeobachter auf der Erde haben schon im frühen 19. Jahrhundert Muster in Entstehung, Entwicklung und Verschwinden der Sonnenflecken gefunden. Dabei wurde früh auch ein ungefähr elfjähriger Zyklus erkannt, in dem Sonnenflecken zunächst praktisch nicht da sind, dann immer mehr werden, in ihrer Häufigkeit ein Maximum erreichen, weniger werden und schliesslich wieder fast gar nicht da sind. Ein sehr schöner Artikel über Sonnenflecken findet sich online bei Wikipedia. (Zumindest war die Version von Anfang April 2007 sehr informativ und gut lesbar).
Das Spiel Seasons of the Sun rankt sich um die wechselnden Häufigkeiten der Sonnenflecken. Jeder Sektor des Spielfeldes steht für ein Jahr im 11-Jahres-Zyklus. Dabei ist der Kreis aufgeteilt in einen 6-Jahres-Abschnitt, in dem es grob gesprochen gut ist, viele Sonnenflecken zu haben, und den gegenüber liegenden 5-Jahres-Abschnitt, in dem Spieler wenige Sonnenflecken anstreben sollten. Beim Würfeln steht jedes angezeigte Würfelauge für einen Sonnenfleck.
Spielmaterial: Der Spielplan ist kreisförmig. Darauf sind in zwei Kreisen (für jeden Spieler einer) elf Sektoren markiert. Zu jedem Sektor gehört eine Wertungszahl. Die Wertungszahlen in den sechs Max-Sektoren sind 5, 8, 9, 10, 13, 15. Die Wertungszahlen in den fünf min-Sektoren sind 9, 10, 11, 13 und 17. Es gibt drei dicke (normale) Würfel zum Würfeln und circa 60 kleine Würfel, um Sonnenflecken-Anzahlen anzuzeigen.
Spielvorbereitung: Die kleinen Sonnenflecken-Würfel werden als Haufen auf den Tisch gelegt (aber nicht auf den Spielplan!), so dass jeder Spieler leicht nach ihnen greifen kann. Dann wird mit den dicken Würfeln ausgelost, wer beginnt. Dem anfangenden Spieler gehört der äussere Kreis, dem Gegenspieler der innere.
Spielverlauf: Die beiden Spieler ziehen (bis auf
wenige Ausnahmen) abwechselnd. Wer dran ist, würfelt
mit den drei dicken Würfeln und zählt die Augen
zusammen. Manchmal (oder oft) ist man mit der
gewürfelten Augensumme nicht zufrieden. Dann darf
man all die Würfel des aktuellen Wurfs, mit deren
Augenzahlen man unzufrieden ist, noch einmal werfen, und
zwar gleichzeitig.
Beispiel: Jemand würfelt (2,3,6) und ist auf eine
hohe Augensumme aus. Dann macht es Sinn, wenn er die
ersten beiden Würfel (2 und 3) nochmals wirft.
Nach dem Würfeln und gegebenenfalls dem
Wiederhol-Würfeln legt der Spieler die gewürfelte
Augensumme - dargestellt mit Hilfe von einem oder zwei
oder drei kleinen Würfeln - in einen beliebigen noch
freien Sektor in seinem Kreis.
Hat der Gegenspieler auf seinem Feld in diesem Sektor
schon genau die gleiche Augensumme liegen, wird neutralisiert:
die Würfel von beiden Feldern des Sektors gehen zurück
auf den großen Haufen. Der Sektor ist also wieder frei und
wird irgendwann später neu belegt.
Die Zugreihenfolge wird geändert, wenn ein Spieler einen Sektor vollmacht und diesen dadurch für sich entscheidet. Dann ist er sofort wieder am Zug (und es geht abwechselnd weiter, bis wieder jemand einen Sektor vollmacht und dadurch für sich entscheidet). Die Zugreihenfolge ändert sich nicht, wenn derjenige, der einen Sektor vollmacht, diesen "nur" neutralisiert oder ihn gar verliert. Hat am Ende jemand schon alle Felder in seinem Kreis belegt, während der Spielpartner noch nicht fertig ist, setzt er aus, bis auch der Gegenspieler seinen Kreis voll hat.
Ende des Spiels und Abrechnung:
Wegen der Neutralisierungs-Regel gibt es in jedem Sektor eine
eindeutig beste Augensumme. Die Wertung eines Sektors wird
dem Spieler zugerechnet, der in ihm die beste Augensumme hat.
In einem Max-Sektor ist die grösste Augensumme am besten,
in einem min-Sektor die kleinste. Sieger ist, wer - aufaddiert
über alle Sektoren - insgesamt die grösste
Wertungssumme hat.
Es folgt ein Beispiel in Tabellenform. Dabei stehen in den
Zeilen AugSu-I die Augensummen von Spieler I und in den
Zeilen AugSu-II die Augensummen von Spieler II.
Durch ** und Unterstriche ist markiert, wer den jeweiligen
Sektor gewonnen hat. Also hat Spieler I die Sektoren Max-8,
Max-15, Max-5, min-11, min-17 und min-10 für sich
entschieden, was ihm als Wertungssumme
8 + 15 + 5 + 11 + 17 + 10 = 66 Punkte gibt.
Spieler II hat die Sektoren Max-10, Max-13, Max-9, min-9
und min-13 gewonnen, was ihm Wertungssumme
10 + 13 + 9 + 9 + 13 = 54 Punkte gibt.
Damit hat Spieler I
insgesamt knapp gewonnen. (Hinweis: Die Summe aller elf
Wertungszahlen ist 120. So kann man leicht überprüfen,
ob die beiden Wertungs-Summen richtig ermittelt wurden.)
Strategie- und Taktik-Tipps:
* Natürlich sollte man versuchen, die besten Würfe
möglichst auf die Max- und min-Sektoren mit großen
Wertungen zu legen (z.B. Max-15 und Min-17). Manchmal ist
es aber besser, sich mit einem guten Wurf einen etwas
schlechter dotierten Sektor sicher zu holen, wenn der
Gegner dort schon nicht ganz so gut vorgelegt hatte.
* Hin und wieder macht es auch Sinn, einen ganz
mittelmässigen Wurf (am schwächsten sind im
allgemeinen die Augensummen 10 und 11) auf einen Sektor
zu packen, den der Gegenspieler durch eine sehr gute
Augenzahl sowieso "fast sicher" hat.
* Auch wenn man zwischendurch meint, schlecht zu stehen,
sollte man die Flinte nicht ins Korn werfen. In den letzten
Runden kann ein Spiel noch kippen, wenn der Führende
keine passenden Zahlen mehr würfelt. Das passiert
besonders leicht, wenn er nur noch Felder in einem Abschnitt
zu besetzen hat: entweder nur noch bei den Max-Sektoren oder
nur noch bei den min-Sektoren.
* Die kleinstmögliche Augensumme bei drei Würfeln
ist übrigens 3, die grösstmögliche ist 18.
Beides kommt aber nur mit einer Wahrscheinlichkeit von unter
einem halben Prozent vor, wenn man Würfelwiederholungen
vernachlässigt.
* Der Sinn des Wechsels in der Zugreihenfolge, wenn jemand
einen Sektor erobert hat, ist, dass nicht derselbe Spieler
für längere Phasen in der vorteilhaften
Nachhand-Position ist.
* Bei jeder neuen Partie von Seasons of the Sun
wird man neue Details bemerken, auf die man achten kann.
Eine Beispiel-Partie von "Seasons of the Sun" (auf Deutsch)
A sample game of "Seasons of the Sun" (in English)